Volary (Wallern)
Die Siedlung Volary wurde wahrscheinlich im 13. oder 14. Jahrhundert während der Kolonialisierung des Böhmerwalds gegründet. Ihre Bedeutung stieg, weil der sog. Goldene Steig von Passau nach Prachatice die Siedlung durchquerte. Volary wurde von deutschen Ansiedlern aus Bayern besiedelt. Bis zu den Hussitenkriegen war das Dorf im Eigentum des Domkapitels Vyšehrad, im 15. Jahrhundert war es kurz im Besitz von Smil aus Křemže (Krems) und dann von Ulrich II. von Rosenberg. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wechselten sich als Besitzer von Volary die Herren von Rabštejn und Roupov aus. 1503 kehrte das Dorf unter der Herrschaft der Rosenberger zurück. Die kümmerten sich um das Aufblühen des Handels und die Sicherheit des Goldenen Steigs, und das brachte im 16. Jahrhundert eine ganz neue Richtung der Dorfentwicklung. Das Dorf wurde zu einer wichtigen Rastort für Händler, die mit Packeseln Salz aus Passau in die tschechischen Länder transportierten.

Zur Zeit des größten Ruhms, im 16. Jahrhundert, gab es im Dorf an die 13 Wirtshäuser, 4 Schmieden und viele sog. „Packeselfamilien“, die sich mit dem Warentransport beschäftigten. Auch der architektonische Charakter des Dorfes hat sich geändert, das Dorf ist dank der zweiten Kolonialisierungswelle stetig gewachsen. Es kamen neue Siedler, wahrscheinlich aus dem Gebiet südwestlich von Passau (früher wurde angenommen, dass es sich um Siedler aus Kärnten, der Steiermark oder Tirol handelte). Sie brachten eine bestimmte Bauart mit – große Holzhäuser typisch für die Alpenregion (Tirol) – und führten Methoden der intensivenViehzucht nach dem Vorbild der Alpen ein. Kaiser Rudolf II. erwarb Volary 1600 von den verschuldeten Rosenberger und 1622 bekam Jan Oldřich aus Eggenberg vom Kaiser Ferdinand II. das Dorf. Der Dreißigjährige Krieg wirkte sich negativ auf den Handel auf dem Goldenen Steig aus. Zudem konnte der Salzhandel dem Import von österreichischem Salz aus Gmunden nicht konkurrieren.

Der endgültige Niedergang des Goldenen Steigs erfolgte zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Damals, 1719, wechselte erneut der Besitzer von Volary, neue Besitzern wurden die Schwarzenberger. Als der Handel auf dem Steig an Bedeutung verlor, nahm die Viehzucht in Volary zu. Es entfaltete sich auch der Flachsanbau, Holzeinschlag und Holzverarbeitung, die auch für die Herstellung von Pottasche diente – ein Rohstoff, der für die Glasherstellung in vielen der Glashütten im Böhmerwald unentbehrlich war. Ein festes Straßennetz hat in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Volary mit Prachatice, Chlum, Lenora und České Žleby verbunden und es kam zu einem Wiederaufschwung des Dorfs. Im Jahr 1848 hatte das Dorf bereits 200 Häuser und 2000 Einwohner. Dank der typischen „alpinen“ Holzgebäude behielt das Dorf Volary seinen Charakter, der über die damalige tschechische ländliche Architektur hinausging. Ähnlich war es mit dem Charakter der Einwohner. Die meisten hatten die deutsche Staatsangehörigkeit, aber aufgrund der Geschlossenheit der Ortsgemeinschaft, unterschied sich deren Deutsch stark vom Amtsdeutsch und viele Deutsche, die von anderswoher kamen, hatten Schwierigkeiten, sich mit denen aus Volary zu verständigen. In der zeitgenössischen Literatur wurden die Einwohner als „ein abgehärtetes, fleißiges und ehrliches Volk, aber auch als außerordentlich grobes und streitsüchtiges beschrieben, das sich sogar von den nächsten Nachbarn abtrennt und benutzt seine Moral und seinen Witz nur in Gemeinschaft mit seinesgleichen.“

Gleichermaßen behielten die Einwohner von Volary auch ihre alten Bräuche und Lebensweisen bei. Die Holzgebäude waren natürlich brandgefährdet. Im 18. Jahrhundert brannte es in Volary in den Jahren 1715, 1719, 1754 und das größte Feuer verschlang das Dorf am 22. Juli 1863. Es zerstörte 59 Häuser und beschädigte die Kirche und die Schule. Angeblich war sein Schein bis nach Linz zu sehen. Der Neubau wurde in Bezug auf die Sicherheit und Bausubstanz mit anderen Baumaterialien (insbesondere Ziegel und Stein) durchgeführt. 1865 wurde im Dorf ein Postamt eröffnet, das einige Jahre später durch einen Telegraphen mit der Welt verbunden wurde. 1870 beantragte Volary bei Kaiser Franz Joseph I. die Erhebung zur „Stadt Volary“. Im Antrag wurde angegeben, dass das Dorf fast 3 000 Einwohner, eine hohe Weberanzahl, eine Finanzabteilung, einen Arzt mit Apotheke, einen Pfarrer und eine Schule mit drei Klassen hat. Weiter finden hier vier Jahrmärkte sowie ein Viehmarkt pro Woche statt. Der Kaiser gab dem Antrag statt und hat Volary am 30. April 1871 zur Stadt erhoben.

Vor dem Ersten Weltkrieg lebten hier 3 573 Menschen, von denen nur 9 Tschechen waren. Nach der Gründung der Tschechoslowakei begann die Anzahl der tschechischen Bevölkerung zu wachsen, so dass Ende der 1930er Jahre etwa 200 Menschen mit tschechischer Staatsangehörigkeit in Volary lebten. Es handelte sich hauptsächlich um Beamte (Bahnangestellte, Gendarmerie, Finanzbeamte, Angestellte der Rentenrevision). 1930 hatte das Dorf eine Gesamtbevölkerung von
3 700 Einwohnern. In der Stadt gab es z. B. eine deutsche Volksschule für Jungen und Mädchen, eine deutsche Bürgerschule für Jungen und Mädchen, eine tschechische staatliche Einklassenschule, eine staatliche Winter-Fachwirtschaftsschule sowie eine Berufsschule für Holzbearbeitung und eine Brauerei.

Nach dem Münchner Abkommen wurde Volary dem Reich angegliedert. 1945, ganz am Ende des Zweiten Weltkriegs, schrieb sich der Todesmarsch in die dunklen Seiten der Stadtgeschichte ein, als am 4. Mai insgesamt 95 jüdische Frauen aus Polen, Ungarn, Russland, Deutschland und der Tschechischen Republik unterwegs aus den Konzentrationslagern Ravensbrück und Helmbrechts starben. Nach dem Krieg wurde die deutsche Bevölkerung aus Volary umgesiedelt und die Stadt wurde durch tschechische Siedler und Rückkehrer neu besiedelt. Volary wurde in den 1950er Jahren auch zum Sitz der Grenzschutztruppen. Das architektonische Erscheinungsbild des Dorfes hat sich grundlegend geändert, da die meisten markanten Holzhäuser abgerissen und als Brennholz verkauft wurden. Es blieben 11 im Neubau verstreute „Alpenhäuser“ erhalten.

Das Modell zeigt einen Teil der ursprünglichen Bebauung der Stadt Volary vor dem Zweiten Weltkrieg. Damals überwogen typische Holzbauten in der damaligen Saumerstraße, Lichtauerstraße, Bachzeile, Reichstraße und im Stadtteil Am Weiger. Das Modell rekonstruiert einen Teil der sog. Unteren Bachzeile, der Oberen Bachzeile und der Lichtauerstraße. Heute sind die Untere Bachzeile und Lichtauerstraße zu einer gemeinsamen Straße „Česká ulice“ verbunden und die Obere Bachzeile heißt nun K. V. Raise Straße.