Dolní Vltavice
(Untere Moldau, ältere Bezeichnungen für Unterwuldau, Hirzow, Wulda, Wltaua)
Dolní Vltavice wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von einem treuen Höfling des Königs Přemysl Ottokar II., dem Burggraf von Zvíkov Hirzo (Hrz) von Klingenberg, gegründet. Er war ein geschickter Verwalter, der auf Wunsch des Königs beispielsweise auch die Königsstadt České Budějovice (Budweis) gründete. Im Fall von Dolní Vltavice rechnete Graf Hirzo wahrscheinlich damit, dass diese Siedlung zu einer bedeutsameren Residenz werden würde. Dementsprechend wurde auch der Marktplatz ungewöhnlich großzügig gestaltet mit einer Größe von 190 mx 90 m. Die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg der Stadt sollte dadurch gesichert werden, dass sich Dolní Vltavice an einer wichtigen Furt der Moldau und an einer wichtigen Handelsstrasse befand, die die tschechischen Länder mit dem oberösterreichische Kloster in Schlägl und mit Passau verbunden hat.

Mit einem Dokument vom 2. März 1268 schenkte der Verpächter die Siedlung an das Kloster in Zlatá Koruna, in dessen Besitz sie bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts verblieb, als das Geschlecht der Rosenberger Eigentümer wurden. Bereits Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die Gemeinde zur Stadt erhoben. Die Anerkennung als Stadt wurde ihr im Jahr 1506 von Petr von Rožmberk erneut gewährt. Dies geschah zum dritten Mal in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Daraufhin organisierte Dolní Vltavice zwei Jahrmärkte (später fünf) organisieren und ihre Rechte bestätigte im 18. Jahrhundert auch Maria Theresia und anschließend Joseph II. Seit dem 17. Jahrhundert ist dokumentiert, dass die Stadt auch das Strafrecht ausüben durfte. Deswegen wurde am 8. August 1673 auf dem Marktplatz ein Pranger gebaut, der bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs (heute in einem Museum) als Zeugnis der Vergangenheit erhalten blieb. Seit Mitte des 14. Jahrhunderts schmückte den Marktplatz die gotische Kirche des Heiligen Linhart, umgeben von einer Mauer (die Befestigungsmauer stand hier bis zum Ersten Weltkrieg). Zwischen 1766 und 1768 erhielt die Kirche ein barockes Aussehen. Die Stadt hat sich im Laufe der Jahrhunderte nicht wesentlich vergrößert.

Das liegt hauptsächlich daran, weil sie während des Dreißigjährigen Krieges Schaden erlitt. Außerdem verlor der Handelsweg von Passau an Bedeutung und brachte keine wirtschaftlichen Mautgewinne mehr. Daher war die Mehrheit der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig, was dem Agrarcharakter der Entwicklung entsprach. In der Mitte der Gemeinde rund um den Marktplatz befanden sich mehrere große Bauernhöfe, Handwerkerhäuser und Wirtshäuser. Im 19. Jahrhundert wurde hier ein Postamt eröffnet und 1892 wurde der Marktplatz mit einem relativ großzügigen Schulgebäude geschmückt. Die Moldau war von Anfang an bedeutsam. Zuerst gab es einen Handelsweg über die Furt, später wurde der Fluß mit einer Holzbrücke überquert, die aufgrund von Überschwemmungen oft umgebaut wurde. Erst im Herbst 1886 wurde feierlich eine neue Stahlbrücke eröffnet, die beide Ufer der Moldau bis in die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs verbunden hat.

Sie wurde damals von SS-Einheiten, die sich vor den Amerikanern zurückzogen, in die Luft gesprengt. Dolní Vltavice war seit ihrer Gründung hauptsächlich von Deutschen bewohnt. Historisch festgehalten ist, es beispielsweise 1930 insgesamt 414 Einwohner gab, von denen hatten 393 Bewohner die deutsche Staatsangehörigkeit. Die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs haben das Schicksal dieser Gemeinde völlig verändert. Nach der Vertreibung der Mehrheit der deutschen Bevölkerung wurde versucht, Dolní Vltavice erneut mit tschechischen Siedlern und Vertriebenen aus Rumänien zu bevölkern. Die Gemeinde erreichte jedoch nie ihre ursprüngliche Bevölkerungsanzahl und diejenigen, die hier in den 1950er Jahren lebten, keine Hoffnung auf eine gute Zukunft. Es wurde beschlossen Lipno zu bauen, einen Stausee, der nach seiner Flutung eine Reihe von Dörfern überschwemmt hat, darunter auch Dolní Vltavice. Nach der Flutung des Damms verblieben nur noch wenige neue höher gelegene Häuser und auch die Kirche wurde abgerissen, deren Turm sich sonst über dem Stausee erhoben hätte. Heute ist der Rest der Gemeinde ein Erholungsort, der vom Stausee Lipno umgeben ist.

Unser Modell zeigt den Stadtkern von Dolní Vltavice, wie er in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg aussah